5
Jan
2008

Elend und österreichische Politikwissenschaft; Abteilung Peter Filzmaier hat wirklich keine Ahnung

Peter Filzmaier schreibt im Standard, und ich muss das ertragen:

... Wenig überraschend kümmern sich die USA nicht darum, ob ihr Präsidentschaftswahlkampf der Wunschwahrnehmung in der Alpenrepublik entspricht. Uns ist mehrheitlich nahezu jeder recht, Hauptsache es wird nicht wieder ein Republikaner.

Das ist allerdings richtig. Es ist nicht überraschend. Warum es dann also mitteilen?

Die Vorwahlen beider Parteien sind gleichermaßen spannend, in Boulevardmedien dreht sich trotzdem fast alles um Barack Obama und Hillary Clinton.

Und auch in der NEW YORK TIMES. Was vielleicht damit zu tun hat, dass diese für die demokratische Nominierung die aussichtsreichsten Kandidaten sind.
Also heute waren folgende Artikel in der NY Times zu lesen:

A Campaign Retools to Seek Second Clinton Comeback Bill and Hillary Rodham Clinton have never faced a scrape quite like Tuesday’s New Hampshire primary, when their would-be dynasty will be on the line.

McCain May Benefit From Huckabee’s Jolt to G.O.P. Out of the turmoil facing the Republican field may rise another opportunity for Senator John McCain.

Daring to Believe, Blacks Savor Obama Victory African-Americans voiced pride and amazement over Senator Barack Obama’s victory in Iowa, with some seeing the result as a signal moment in race relations.


Ist daran irgendetwas überraschend?

Erst seit Iowa geht es zusätzlich ein bisschen auch um Herrn Huckabee.

Das ist schlicht Schwachsinnig, um Huckabee geht es schon seit einigen Monaten. Sollten wir uns nicht bemühen "wir haben bemekrt ..." von "es geht vor sich ..." zu unterscheiden?

In den Prognosen für die Kongresswahlen reicht es für einen Riesenvorsprung. Nur als Präsidenten wollen sich viel weniger Barack, Hillary & Co vorstellen. Die sind bloß Lieblinge heimischer Medienberichte, weil bis zu 90 Prozent der Österreicher jeden mögen, der nicht aus der Partei des verhassten Bush kommt.

Das ist völliger Schwachsinn, die Demokraten haben sowohl inhaltlich, wie auch an allen anderen Fronten die Republikaner bei weitem geschlagen. Wie jedem klar ist, der die Sache verfolgt.

Doch gilt bei Präsidentschaftskandidaten das alte Klischee, ob die Amerikaner sich ihn oder sie vier Jahre im Wohnzimmer vorstellen wollen.

So und jetzt ist mir einfach nur noch schlecht.

Die POWI in Österreich ist am Ende.

Für die Masochisten unter Euch: hier ist er - ebenfalls völlig schwachsinnige - Rest des Artikels.

Das ist bildlich gemeint, doch Hand aufs Herz: Es wäre hochinteressant, Hillary Clinton persönlich kennenzulernen, bloß wer möchte vier Jahre mit ihr zusammenleben? Bei Obama war das in Iowa beim engsten Kreis der vorwiegend weißen Parteianhänger denkbar. Das verstärkt hiesige Klischees von der Chance für den ersten Afroamerikaner als Präsidenten. Doch so demokratiepolitisch wünschenswert das wäre, so zweifelhaft ist es, dass die Masse der "bösen weißen Männer" im Süden ähnlich denkt.

Noch viel fragwürdiger sind Spekulationen, wie viele afro-amerikanische Stimmen Barack Obama holt. Da lagen Bill Clinton, Al Gore und John Kerry um 90 Prozent, Potenzial nach oben gibt es bestenfalls durch die Wahlbeteiligung. Was Obama dabei herausholt, verliert er vielleicht unter den hispanischen Wählern. Gewinnen muss er weiße Katholiken sowie Wähler mit mittlerer Bildung und mittlerem Einkommen. Bei den Southern Democrats im Schlüsselstaat Florida ist das mehr als schwierig. Die stehen so weit rechts, dass sie ein liberaler Nordstaaten-Demokrat nicht einmal mit dem Fernglas sieht.

Zurück zu Hillary: Vielleicht liegt der Hype um Bills Frau - zu unrecht ist sie in den Augen vieler Österreicher primär nur das - an der falschen Fragestellung. Was zählt ist, ob man sie mag, nicht ob sie eine gute Präsidentin wäre. Die diesbezügliche Skepsis in den USA hat natürlich mit einer versteckten Frauenfeindlichkeit zu tun. Zugleich geht es jedoch um ein Problem Hillarys Clintons mit den Frauen selbst. Paradoxerweise könnte ausgerechnet sie eine traditionelle Geschlechterkluft im US-Wahlverhalten nicht ausreichend nutzen.

Für viele Wählerinnen ist Frau Clinton alles andere als eine aus den eigenen Reihen, sondern dreifach privilegiert: gut aussehend, besser gebildet und am allermeisten verdienend. Das schürt neben Bewunderung massenhaft Neiderreflexe. Bei Männern kommt Angst hinzu. Noch dazu, wenn Clinton vermittelt, besonders die Macht und weniger die Politik sowie schon gar nicht die Menschen zu lieben.

Iowa ändert nichts

Mit den Vorwahlen in Iowa hat sich daher nichts geändert. Die Demokraten müssten ein sicherer Sieger sein, haben allerdings ein massives Kandidatenproblem. Ihre Hoffnung ist, dass es den Republikanern nicht besser geht. Was uns Österreicher aber nicht neuerlich zu voreiligen Deutungen verführen sollte: Mike Huckabee ist und bleibt ein Außenseiter. Er hat zu wenig Geld und keine Lobby. Es wäre paradox, spontan einen bis vor kurzem unbekannten Bewerber medial auf das Podest zu heben, bloß weil er vom Nullsteuersatz bis zum Stolz auf seine außenpolitische Null-Erfahrung bizarre Positionen vertritt. Ein Präsident des stockkonservativen Partei-Establishments der Republikaner ist unverändert möglich, auch wenn Mitt Romney Mormone und Rudy Giuliani angeblich liberal ist.

PS. Illusionär sind wahrscheinlich genauso EU-ropäische Hoffnungen auf eine grundsätzliche Änderung der US-Außenpolitik. Journalisten Westeuropas werden von allen Präsidentschaftskandidaten gleich behandelt. Nämlich mit den Worten "Warum, zum Teufel, sollte ich meine Zeit mit Euch verschwenden?" Von Hillary Clinton ist ein solches Zitat aus ihrem Senatswahlkampf wörtlich überliefert. Zum Glück für den österreichischen Bundeskanzler ist übrigens ihre Ansicht über die Wichtigkeit des vorsorglich geschossenen Seite-an-Seite-Fotos nicht aufgezeichnet worden.

Das ist sowohl unfreundlich als auch professionell. Nur John Kerry war ein Naivling, als er mit EU-ropäischen Medien französisch parlierte. 2008 wissen alle, dass deren Meinung egal ist. Abgesehen von ein paar Auslandsamerikanern bringt das keine Wählerstimmen. Die Hinwendung vom alten zum neuen Europa der Oststaaten ist nicht allein im Kopf von George Bush verankert, obwohl seine potenziellen Nachfolger es höflicher formulieren.

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