Bruckner IV: Die Gegenwart der Ewigkeit
So, und da es so lustig ist, versuchen wir es noch einmal:
Und zuerste versuchen wir uns an die Debatte zu erinnern, einfach, damit klar ist, was ich verstanden haben, und was p.t. Hr. Steppenhund gemeint hat.
Was nicht notwendigerweise dasselbe ist.
Also:
Und ich habe da eine Idee.
Bruckner 8. Synphonie, erster Satz, Aufnahme ". Furtwängler (Wien Musikverein 18.10. 1944 NaziNaziNaziNazi, es tut mir leid, aber wirklich)
Na wie dem auch sei ab etwa 5:30. Die Furtwängleraufnahme erscheint mir als langsam, wenn jemand eine andere hat dann wahrscheinlich früher.
Was geschieht?
Es passiert Musik, und die bleibt dann plötzlich stehen. Geigen halten einen Ton aus: Zuerst ein Blechblasinstrument und dann ein zweites spielen ... nicht viel, mehr eine etwas wie eine Akkordzerlegung, ...
der Eindruck den die Stelle macht ist magisch, wortwörtlich ist hier die Zeit stehen geblieben;
dies da die Menschen Zeit hören indem sie sich an etwas festhalten, wie etwa einer Uhr oder einem Rhytmus, und so es soetwas nicht mehr gibt, gibt es auch keine Zeit mehr.
Und das ist es, was Bruckner aufhebt.
Er gibt uns Zeit; und dann stoppt er die Zeit, und dann kommt sie wieder; und es wäre interssant Eure Reaktion zu hören: Kommt Euch das Ende dieser Passage nicht vor wie, wenn wir mit einem Flugzeug fliegen, und dann für einen Moment keine Schwerkraft spüren, und dann die doppelte Schwerkraft spüren?
Für einen Moment kann man nicht einmal feststellen in welchem Ajhrundert man sich befinden, und dann wird es schon schrecklich spätromantisch. Und das ist was ich meine: NIE in einer (frühen, die späten sind ein ganz anderes Kapitel) Sonate von Beethoven verlieren wir die Zeit selbst.
Damit soll nachgewiesen werden, dass die einzelnen Passagen eine Bedeutung haben, sie sie so herausstreicht, dass von einer Struktur nicht mehr gesprochen werden kann. Eine Phrase geht in eine andere über, und diese in eine dritte, aber diese haben für sich selbst so eine Bedeutung, dass sie "das Ganze" schlicht ertränken.
Und zuerste versuchen wir uns an die Debatte zu erinnern, einfach, damit klar ist, was ich verstanden haben, und was p.t. Hr. Steppenhund gemeint hat.
Was nicht notwendigerweise dasselbe ist.
Also:
- Ich war in einem Konzert.
- Habe dort Brickners neunte Syphonie gehört.
- Habe gemeint, der Dirigent hätte den einzelnen Passagen zu wenig Raum gegeben
- Dies erschient mir deswegen ein so ernstes Vergehen, da ich glaube, dass diese einzelnen Passagen bei Bruckner das Wesentlich sind.
- Im Gegensatz zur Unwesentlichen Form.
- Aber nein, aber nein sagt der Herr Steppenhund, die Form ist bei Bruckner deutlich zu erkennen.
- Aber ja, auch wenn deutlich soetwas wie eine Form zu erkennen ist, heißt das ja nicht, dass die auch wirklich effektiv ist
Und ich habe da eine Idee.
Bruckner 8. Synphonie, erster Satz, Aufnahme ". Furtwängler (Wien Musikverein 18.10. 1944 NaziNaziNaziNazi, es tut mir leid, aber wirklich)
Na wie dem auch sei ab etwa 5:30. Die Furtwängleraufnahme erscheint mir als langsam, wenn jemand eine andere hat dann wahrscheinlich früher.
Was geschieht?
Es passiert Musik, und die bleibt dann plötzlich stehen. Geigen halten einen Ton aus: Zuerst ein Blechblasinstrument und dann ein zweites spielen ... nicht viel, mehr eine etwas wie eine Akkordzerlegung, ...
der Eindruck den die Stelle macht ist magisch, wortwörtlich ist hier die Zeit stehen geblieben;
dies da die Menschen Zeit hören indem sie sich an etwas festhalten, wie etwa einer Uhr oder einem Rhytmus, und so es soetwas nicht mehr gibt, gibt es auch keine Zeit mehr.
Und das ist es, was Bruckner aufhebt.
Er gibt uns Zeit; und dann stoppt er die Zeit, und dann kommt sie wieder; und es wäre interssant Eure Reaktion zu hören: Kommt Euch das Ende dieser Passage nicht vor wie, wenn wir mit einem Flugzeug fliegen, und dann für einen Moment keine Schwerkraft spüren, und dann die doppelte Schwerkraft spüren?
Für einen Moment kann man nicht einmal feststellen in welchem Ajhrundert man sich befinden, und dann wird es schon schrecklich spätromantisch. Und das ist was ich meine: NIE in einer (frühen, die späten sind ein ganz anderes Kapitel) Sonate von Beethoven verlieren wir die Zeit selbst.
Damit soll nachgewiesen werden, dass die einzelnen Passagen eine Bedeutung haben, sie sie so herausstreicht, dass von einer Struktur nicht mehr gesprochen werden kann. Eine Phrase geht in eine andere über, und diese in eine dritte, aber diese haben für sich selbst so eine Bedeutung, dass sie "das Ganze" schlicht ertränken.
parmenides - 10. November, 22:52
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steppenhund - 13. November, 20:07
Hm!
Ich möchte zu dieser Darstellung nichts Widersprüchliches von mir geben. Ich denke, dass da auf beiden Seiten bereits soviel subjektives Musikempfinden einfließt, dass sich daraus wohl keine allgemein gültige Aussage ableiten lässt.
Die Frage, ob sich eine Form spüren lässt, kann ich nicht beantworten. Form geht bei mir eher ins Intellektuelle und nicht ins Empathische. Thomas Mann schreibt im Dr. Faustus, dass sich bestimmte musikalische Feinheiten des Komponisten (Zwölftonmusik bzw. Bach) nur dem Auge, welches das Notenbild erblickt, erschließen. Oder vielleicht auch absoluten Musikgenies.
Der hier beschriebene magische Einfluss ist für mich nicht Bruckner-spezifisch. Den erlebe ich auch bei anderen Komponisten. Manchmal, nicht immer. Auch bei Bruckner manchmal, nicht immer.
Wenn die neunte Bruckner als Beispiel herangezogen wird, ist es vielleicht nicht ganz fair, die späten Sonaten Beethovens so einfach auszuschließen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass der Bruckner-Effekt noch viel mehr in den Streichquartetten, schon bei Haydn, Beethoven, Schubert, ähnlich wirksam wird.
Den Vergleich mit der Schwerelosigkeit halte ich für sehr treffend. Die kann ich auch manchmal beim Klavierspiel verspüren. Es ist dann aber Sich-verlieren im Dialog mit dem Instrument, ein Dialog der sich bei bestimmten Musikstücken und Komponisten ganz leicht einstellt. Die Leichtigkeit wechselt mit den Jahren.
Die Frage, ob sich eine Form spüren lässt, kann ich nicht beantworten. Form geht bei mir eher ins Intellektuelle und nicht ins Empathische. Thomas Mann schreibt im Dr. Faustus, dass sich bestimmte musikalische Feinheiten des Komponisten (Zwölftonmusik bzw. Bach) nur dem Auge, welches das Notenbild erblickt, erschließen. Oder vielleicht auch absoluten Musikgenies.
Der hier beschriebene magische Einfluss ist für mich nicht Bruckner-spezifisch. Den erlebe ich auch bei anderen Komponisten. Manchmal, nicht immer. Auch bei Bruckner manchmal, nicht immer.
Wenn die neunte Bruckner als Beispiel herangezogen wird, ist es vielleicht nicht ganz fair, die späten Sonaten Beethovens so einfach auszuschließen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass der Bruckner-Effekt noch viel mehr in den Streichquartetten, schon bei Haydn, Beethoven, Schubert, ähnlich wirksam wird.
Den Vergleich mit der Schwerelosigkeit halte ich für sehr treffend. Die kann ich auch manchmal beim Klavierspiel verspüren. Es ist dann aber Sich-verlieren im Dialog mit dem Instrument, ein Dialog der sich bei bestimmten Musikstücken und Komponisten ganz leicht einstellt. Die Leichtigkeit wechselt mit den Jahren.
steppenhund - 18. November, 12:29
Anmerkung
komme heute mit dem Hund vom Spaziergang. In der Küche drehe ich das Radio auf. Nach eineinhalb Takten erkenne ich, dass es Bruckner ist. Da ist noch von keiner Passage die Rede. Ich weiss noch nicht, welche Symphonie. Aus dem Abschluss einer Figur kann ich das Thema in Gedanken rekonstruieren.
Ich tippe auf 7. oder 8. Komischerweise kann ich die nie auseinanderhalten, wenn ich sie raten muss, obwohl sie doch so unterschiedliche Themen haben.
Kurze Kontrolle im Internet: es ist die Siebente.
Fazit: Bruckner lebt nicht nur von den Pausen. Seine Instrumentierung ist erkennbar, die Stimmführung.
Jetzt mach ich mir eine Eierspeis' zum Rest der Symphonie. Das passt:)
Ich tippe auf 7. oder 8. Komischerweise kann ich die nie auseinanderhalten, wenn ich sie raten muss, obwohl sie doch so unterschiedliche Themen haben.
Kurze Kontrolle im Internet: es ist die Siebente.
Fazit: Bruckner lebt nicht nur von den Pausen. Seine Instrumentierung ist erkennbar, die Stimmführung.
Jetzt mach ich mir eine Eierspeis' zum Rest der Symphonie. Das passt:)
parmenides - 19. November, 00:44
Doesn´t this proof my point?
Erstens: Uiuiui, Sie können aus der Art und Weise in der eine Figur gebaut ist das Thema rekonstruieren?
Sie schocken mich.
Ich dachte, dass sei nur bei Mozart möglich, und auch nur, wenn aus symetrische gebauten Hälften, oder auf anderer Stufe stattfindenden Wiederhohlungen rekonstruieren könne.
Aber würden sie nicht sagen, dass Ihr Erlebnis eher in meine Richtung driftet? Ich meine no way in hell würde ich Beethoven Sym. no 5 mit no. 6. verwechseln, was mir bei Bruckner auch die ganze Zeit passiert.
Aber schwierig, denn jetzt werden Sie mir natürlich sagen, ob ich nicht auch finde, dass Beethoven wirklich charakteristische Themen
Sie schocken mich.
Ich dachte, dass sei nur bei Mozart möglich, und auch nur, wenn aus symetrische gebauten Hälften, oder auf anderer Stufe stattfindenden Wiederhohlungen rekonstruieren könne.
Aber würden sie nicht sagen, dass Ihr Erlebnis eher in meine Richtung driftet? Ich meine no way in hell würde ich Beethoven Sym. no 5 mit no. 6. verwechseln, was mir bei Bruckner auch die ganze Zeit passiert.
Aber schwierig, denn jetzt werden Sie mir natürlich sagen, ob ich nicht auch finde, dass Beethoven wirklich charakteristische Themen
steppenhund - 19. November, 09:15
Wenn ich etwas aus der 2. oder aus der 4. Beethoven höre, weiß ich nie, welche es ist. Die anderen sind ganz charakteristisch. 7. und 8. brauche ich auch länger, um sie auseinander zu halten.
1,3,5,6,9 sind eindeutig. Bei 6 reichen mir auch wenige Töne.
1,3,5,6,9 sind eindeutig. Bei 6 reichen mir auch wenige Töne.
steppenhund - 19. November, 09:19
Bei Bruckner kommt oft aus dem Beginn einer Begleitung oder einer abschließenden Kadenz der nächste Abschnitt ganz logisch heraus. Es gab aber einmal das Beispiel, dass ich im Radio mittendrin die 4. in einer Urfassung gehört habe. Da war ich anfänglich nicht einmal sicher, ob es überhaupt Bruckner war. Kein einziges Thema erkannte ich. Allmählich huschten dann vertraute Fetzen vorbei. Ich sagte zu meiner Begleiterin, dass es vermutlich die 4. in einer anderen Fassung wäre. Allerdings hatte ich bis dahin nicht gewusst, dass es da unterschiedliche Versionen gibt.
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